Wie sich die Rolle der Industrie positiv verändert hat
Entscheidender Kurswechsel mit der ERTMS-Strategie 2025
Mit der ERTMS-Strategie 2025 hat das Bundesamt für Verkehr (BAV) einen entscheidenden Kurswechsel eingeleitet: Die Schweizer Normalspurbahnen sind neu verpflichtet, bis Ende 2025 ein «ERTMS-Umsetzungskonzept Schweiz» vorzulegen, das aufzeigt, wie ab 2026 die Führerstandsignalisierung (FSS) flächendeckend eingeführt werden kann und somit die Basis geschaffen wird für notwendige weitere Optimierungen. ETCS L2 bietet dazu die optimale Plattform zur Reduzierung des Energieverbrauchs, Verbessern der Resilienz bei Störungen und zur Steigerung der Kapazität auf dem bestehenden Streckennetz.
Dieser Paradigmenwechsel markiert nicht nur eine neue Phase der Digitalisierung im Bahnbereich, sondern auch eine neue Qualität der Zusammenarbeit zwischen Bahnen und Industrie. In der Vergangenheit verfolgten die Bahnen eine bedarfsorientierte FSS-Strategie, was auch zu einer gewissen Zurückhaltung im Dialog mit der Industrie führte. Die Folge war ein Vertrauensdefizit: Die Industrie wurde teils als Kostentreiber wahrgenommen, insbesondere im Zusammenhang mit ETCS-Systemen, deren Preisgestaltung und Komplexität kritisiert wurden. Dieses Spannungsfeld erschwerte eine konstruktive Zusammenarbeit und hemmte den inhaltlichen Fortschritt. Mit der aktualisierten ERTMS-Strategie 2025 hat sich das Blatt gewendet. Die Bahnen sind nun stärker in der Pflicht, konkrete ERTMS-Umsetzungsschritte zu planen – und erkennen zunehmend den Wert einer engen Kooperation mit der Industrie. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Swissrail, die als offenes Forum für den Austausch zwischen Bahnen, Industrie und Behörden dient. Besonders der Fachbereich «Sicherungstechnik & Automatisierung» hat sich in den letzten Monaten durch aktive Mitarbeit in diversen Workshops hervorgetan und substanzielle Beiträge zum «ERTMS-Umsetzungskonzept Schweiz» geleistet. Diese neue Form der Zusammenarbeit zeigt, dass die Industrie nicht Teil des Problems, sondern ein unverzichtbarer Teil der Lösung ist, welche in einem partnerschaftlichen Umfeld Innovationen fördert und die Umsetzung beschleunigt.
Wie geht es weiter?
Das Was ist mit dem «ERTMS-Umsetzungskonzept Schweiz» definiert – nun rückt das Wie in den Fokus. Die Freigabe des Konzepts durch das BAV wird bis Ende 2025 erwartet. Danach beginnt die nächste Herausforderung: die konkrete Umsetzung. In dieser Phase sind gemeinsam zwischen Bahnen und Industrie u.a. folgende zentrale Fragen zu klären:
- Wie sieht ein durchgängiger Planungs-, Projektierungs-, Bau-, Prüf- und Zulassungsprozess ohne kostentreibende und zeitfressende Medienbrüche aus?
- Welche Kernaufgaben verbleiben bei den Bahnen und wo kann die Industrie im Sinne eines «Make-or-Buy»-Ansatzes gezielt unterstützen?
- Wie kann ein industrialisierter, effizienter Rollout gemeinsam gestaltet werden?
- Welche partnerschaftliche Vertragskonstrukte fördern eine faire und langfristige Zusammenarbeit?
Diese Fragen sind entscheidend, um die ERTMS-Umsetzung nicht nur technisch, sondern auch organisatorisch und wirtschaftlich tragfähig zu gestalten. Die bisherigen Fortschritte zeigen: Der Dialog funktioniert – jetzt gilt es, ihn konsequent weiterzuführen und gemeinsam Verantwortung zu übernehmen.
Wir freuen uns auf die Fortführung dieses Dialogs!
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