Swissrail Industry Association / mar 25.01.2022

Neues CAS «Elektrische Triebfahrzeuge» an der FHNW

Das neue CAS «Elektrische Triebfahrzeuge» an der FHNW startet erstmals am 1. April 2022. Welche Chancen die neu geschaffene Weiterbildung der Bahnindustrie bietet, erklärt Prof. Dr. Ishan Pendharkar, Studiengangleiter CAS «Elektrische Triebfahrzeuge».

Gegen den Fachkräftemangel und für die Nachwuchsförderung in der Bahnbranche

Gemeinsam mit dem Verband öffentlicher Verkehr, den Bahnen und der Industrie ist es der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) gelungen, das CAS «Elektrische Triebfahrzeuge» aufzubauen. Diese Massnahme ist Teil eines grösseren Branchenziels: Der Bahnsektor muss für junge Leute und Berufstätige attraktiver werden. Inwiefern unsere Branche mit der neu geschaffenen Weiterbildung diesem Ziel näherkommt, erklärt Prof. Dr. Ishan Pendharkar, Studiengangleiter CAS «Elektrische Triebfahrzeuge».


Prof. Dr. Pendharkar, Studiengangleiter CAS «Elektrische Triebfahrzeuge»
Herr Prof. Dr. Pendharkar, was macht den Bahnbereich zu einem attraktiven Arbeitsfeld für Fachkräfte?

Die Schweiz ist ein Bahnland. Unsere Fahrzeuge, Infrastruktur und Betrieb sind auf einem sehr hohen Niveau. Teilsysteme werden immer mehr vernetzt, die Komplexität nimmt zu. Der Betrieb wird zunehmend effizienter und automatisierter. 

Die kontinuierliche Weiterentwicklung und der Unterhalt braucht kompetentes Personal, welches die Komplexität des Systems beherrscht und die Zusammenhänge versteht. Für Fachkräfte bietet die Schweiz in diesem Bereich einiges an – Zulieferindustrie (Produktentwicklung, Herstellung), Bahn- und Infrastrukturbau, und natürlich der Betrieb. Es ist ein sehr interessantes Umfeld. Technisch gesehen kann eine Person problemlos in diesem Umfeld die etwa 40 Jahre ihrer Karriere verbringen, und sich dabei alle paar Jahre in neuen Gebieten weiterentwickeln und auf die vorhandene Erfahrung aufbauen. 

Arbeiten im Bahnsektor nehme ich persönlich als «systemrelevant» wahr, obwohl man manchmal diesen Begriff nur für die Grossbanken verwendet. Die Relevanz der geleisteten Arbeit braucht keine zusätzliche Rechtfertigung. Es ist ein sehr befriedigendes Gefühl, wenn man in einem Zug reist, mit dem man auch beruflich in Berührung gekommen ist, sei es beim Unterhalt, bei der Entwicklung oder der Erneuerung.

Wo sehen sie aktuell Herausforderungen im Bereich Rollmaterial?

Rollmaterial wird zunehmend intelligenter. Für die Pflege, den Betrieb und die Weiterentwicklung braucht es daher zunehmend verschiedene Kenntnisse (Mechanik, Elektrotechnik, Software). 

Der Kostendruck am Markt (in der Zulieferindustrie) ist hoch. Normen werden tendenziell strenger und restriktiver.  Generell wird die Zulassung von Komponenten und Rollmaterial strenger – was an sich gut ist und die Sicherheit und Verfügbarkeit erhöht.  Dies erfordert von der Industrie aber grosse Anstrengungen, Produkte und Prozesse effizienter zu gestalten. Hierfür braucht es weiterhin gute Fachkräfte die die Technik, den Betrieb und die Wirtschaftlichkeit verstehen.

Bahn als Mobilitätsmedium für Personen und Güter ist aus umwelttechnischen Gründen wichtig – besonders in der Schweiz wo die Energie zum grossen Teil aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung gestellt wird. Aus Nachhaltigkeitsgründen ist der Einsatz von „altem“ Rollmaterial besonders interessant. Das Aufrüsten von Rollmaterial „von Gestern“ für die Anforderungen und Bedürfnisse von Morgen ist eine grosse Herausforderung die ebenfalls grosse Anstrengungen von den Bahngesellschaften und der Industrie erfordert. 

Die Digitalisierung hat in allen Bahnbereichen in den letzten Jahren massiv zugenommen. Dadurch sind neue Kommunikationskanäle entstanden, und die Integration im Gesamtsystem hat sich erhöht. Dadurch ist nun Rollmaterial kein abgeschlossener Bereich, sondern eine (wichtige) Komponente des Systems Bahn. Die verschiedenen Schnittstellen des Rollmaterials (unter anderem) durch Digitalisierung hat die Systemkomplexität erhöht und gleichzeitig den Betrieb energieeffizienter, sicherer und pünktlicher gemacht. Die Gefahr besteht, dass die verschiedenen Schnittstellen miteinander nicht optimal abgestimmt sind und dadurch eine Weiterentwicklung gegenseitig erschweren oder gar unmöglich machen.

Welche Chancen sehen Sie für die Schweizer Bahnindustrie mit der neu geschaffenen Weiterbildung?

Der Bahnsektor ist ein attraktives Arbeitsumfeld. Mit der Weiterbildung „CAS Elektrische Triebfahrzeuge“ leisten wir unseren Beitrag den Bahnsektor für Fachkräfte noch attraktiver zu machen. Als Fachhochschule fokussieren wir hauptsächlich auf die Technik, und behandeln Grundlagen und Fragestellungen die in der Regel nicht in der Ausbildung oder an Einsteigerkursen bei Firmen behandelt werden. 

Von der Weiterbildung können grundsätzlich alle mit einem technischen Hintergrund profitieren. Optimal profitieren könnten jedoch Fachkräfte, die schon ein paar Jahre im Bahnbereich tätig sind und ihren Horizont erweitern möchten. Zum Beispiel Fachkräfte, die sich mit der mechanischen Konstruktion sehr gut auskennen aber auch verstehen möchten, wie die Zugkräfte entstehen, und wo / warum es Leistungsgrenzen gibt. Oder technische Projektleitende, die die Einzelkomponenten besser verstehen möchten, oder Personen die einfach neue Impulse suchen für den nächsten Schritt in der Bahnkarriere. 

Der Leitfaden für unsere Weiterbildung lautet –„Welche Fragestellungen helfen den Studierenden weitere Kompetenzen im Job zu erwerben“. Dementsprechend wurde auch das Referententeam sorgfältig ausgesucht und bestehet aus Personen die in der Regel 12-15 Jahre in der Industrie oder bei Bahngesellschaften tätig sind. Wir dürfen stolz darauf sein, dass vom Referententeam unseres CAS mehr als 200 Jahre Gesamterfahrung im Bahnsektor zusammenkommen. 

Wir legen viel Wert auf „hands on“ Unterricht. Die Weiterbildung besteht darum aus Praktika (Laborübungen) sowie vielen Exkursionen bei Partnern. Wir reden nicht bloss über Themen wie TCMS (Train Control and Management System), sondern bauen einen Prototyp im Rahmen des CAS, wo Studierende selbst ihre Fahrzeugsteuerung programmieren können, und dies mit „echten“ Bahnkomponenten und Tools.

Wie ist dieses CAS historisch entstanden?

Die Idee von der Weiterbildung wurde vom Verband Öffentlicher Verkehr (VöV) „Bildung und Technik Eisenbahn“ lanciert. In einigen Workshops mit der Industrie und Bahngesellschaften wurden Themen identifiziert, wo der Bahnsektor Bedarf an Weiterbildung sieht. Anschliessend wurden Hochschulpartner ausgesucht, die das Angebot aufbauen möchten. 

Uns – die Fachhochschule Nordwestschweiz -  hat das Anliegen des VöV sehr angesprochen da die nötigen Kompetenzen vorhanden sind. Wir haben die Weiterbildung aufgebaut und Referenten übers Netzwerk kontaktiert und engagiert. Die Themen, welche an der Weiterbildung unterrichtet werden, sind aber nicht von uns als Hochschule „erfunden“, sondern kommen, wie erwähnt vom Bahnsektor. 

Die Themenwahl und der Bedarf haben sich durch die hohe Nachfrage bestätigt. Unsere Weiterbildung ist für die erste Durchführung ausgebucht. Wir planen diese jährlich durchzuführen, voraussichtlich wieder ab Frühling 2023.


Am 31. Januar 2022 ist Anmeldeschluss für das neue CAS «Elektrische Triebfahrzeuge», welches im April 2022 erstmals startet. Nutzen Sie die Weiterbildungschance und melden Sie sich an: https://www.fhnw.ch/de/weiterbildung/technik/cas-elektrische-triebfahrzeuge 

Adresse
  • Swissrail Industry Association
  • Taubenstrasse 32
  • CH-3011 Bern

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